Der Elfenbeinturm der Avantgarde ist längst Geschichte, die sogenannt Neue Musik hat heute viele Gesichter und findet ihre Anhänger in den unterschiedlichsten urbanen Milieus. Mit der wachsenden Akzeptanz geht eine inhaltliche Grenzüberschreitung einher und der Begriff der Neuen Musik verliert an Schärfe. Computerrauschen, Orchesterklänge, politisches Manifest, Multimedia, Minderheitenkultur, Egotrip, Entertainment für Fortgeschrittene – das Freizeitangebot der Wohlstandsgesellschaft hält für jeden interessierten Hörer etwas bereit. Doch eines scheint zunehmend aus dem Blickfeld zu geraten, obwohl es stets zum Wesen jeder ernsthaften Musik, auch der »neuen«, gehört hat: ein wie auch immer gearteter Wahrheitsanspruch, der über das Denken in materialen und sozialen Kategorien hinausgeht und eine geistige Dimension einschließt. Sind solche Erwartungen an die zeitgenössische Musik heute Zeichen eines neuen Konservativismus? Läutet die digitale Revolution das Ende unseres humanistisch geprägten Kulturbegriffs ein? Geht die ehemals neue, mit der Geschichte der europäischen Moderne untrennbar verknüpfte Musik in einer medial vermittelten Globalkultur auf, ist sie der Kollateralschaden einer unaufhaltsamen wirtschaftlich-politischen Entwicklung weg von Europa? Fragen, die sich aufdrängen. Antworten sind nicht in Sicht. M. Nyffeler
Max Nyffeler war Musikredakteur beim Bayerischen Rundfunk und beim Schweizer Radio DRS, Leiter der Informationsabteilung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und Künstlerischer Leiter des Musikverlags Ricordi in München. Seit 1998 freier Journalist für Rundfunk und Presse (u. a. FAZ, NZZ und Fachzeitschriften) mit Schwerpunkt Neue Musik und Musik in den Medien.
Was ist der Wert der Kunst? Eine Vortragsreihe im ersten Halbjahr 2019 mit folgenden ReferentInnen:
Thomas Bauer
Karl Heinz Bohrer
Anne-Marie Bonnet
Stefan Hunstein
Christian Metz
Max Nyffeler
Günter Rohrbach
Martin Seel
Karlheinz Stierle
Simon Strauß
Daniela Strigl
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben. Der Zugang zur Akademie ist nicht barrierefrei.