Alfred Andersch (1914-1980) war ein begnadeter Essayist, Rundfunkredakteur und Zeitschriften-Herausgeber, eine der prägenden Figuren des kulturellen Lebens in der frühen Bundesrepublik. Er hat Sartres Existentialismus in seiner Literatur nach Deutschland gebracht und mit seinen zeitkritisch-polemischen Erzählungen, Hörspielen und Romanen (Sansibar oder der letzte Grund, Die Rote, Efraim, Winterspelt) die frühe Moderne fortgeschrieben. Sven Hanuschek erinnert an einen Andersch jenseits der bekannten Romane: In Gedichten und Erzählungen zeigt er sich als Ironiker von trockenem Witz, als Erzähler, der Politik, Phantastik und Poesie verschränken und schon in den 50ern von emanzipierten Frauen erzählen konnte; in Reisebüchern wie Hohe Breitengrade (1969) finden sich früh Trauer und Wut über Naturzerstörung – und Lust an sprachlicher Präzision. Andersch hat 1977 die Anthologie Mein Lesebuch. Lehrbuch der Beschreibungen herausgegeben, in dem er sich auf einen Satz des walisischen Germanisten Idris Parry bezieht: »Art is not about abstractions or ultimate issues or infinity or eternity. Art is about buttons.«
Sven Hanuschek, 1964 geboren, lebt in München. Neben zahlreichen Editionen (Brentano, Canetti, Kästner) veröffentlichte er zuletzt Wir leben noch. Ida und Erich Kästner, Kurt Vonnegut und der Feuersturm von Dresden. Eine Zugfahrt (2018); er ist Mitherausgeber des treibhaus-Jahrbuchs zum 100. von Wolfdietrich Schnurre und des Sammelbands Im Irrenhaus / da sind die Irren drin. Literatur und ‚Wahnsinn‘ seit den 1970er Jahren (beide 2020).
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Coronabedingt ist bei reduzierter Platzkapazität eine telefonische Voranmeldung notwendig. Der Zugang zur Akademie ist nicht barrierefrei.