Man verliert eine Heimat nach der anderen, schrieb Joseph Roth1939 im Pariser Exil. Hier sitze ich am Wanderstab. Die Füße sind wund, das Herz ist müde.
Der Schriftsteller Joseph Roth, weltbekannt durch seine literarischen Meisterwerke Radetzkymarsch und Hiob, war ein ruheloser Wanderer und Getriebener. Die Erfahrung des Heimatverlustes und das Schicksal der ewigen Wanderschaft, beides zutiefst jüdische Erfahrungen, sind die bestimmenden Motive seines Werkes.
1894 in dem jüdischen Schtetl Brody, in der heutigen Ukraine, geboren, zog es Roth1913 zum Studium nach Wien. Doch der erste Weltkrieg wirbelte alles durcheinander, das österreichische Kaiserreich zerfiel, seine Heimat Galizien, und damit die jüdische Lebenswelt im Osten Europas, löste sich in den folgenden Jahren im Nirwana der Geschichte auf. Roth reiste als Journalist quer durch Europa. Eine Wohnung hatte er fast nie besessen; immer in Hotels, lebte er ein Leben im Transitraum, unentwegt schreibend an Kaffeehaustischen, wo er versuchte, die untergegangenen Welten seiner Kindheit und Jugend, den österreichischen Vielvölkerstaat, v. a. aber die jüdische Kultur Galiziens, literarisch zu beschwören und ihr ein Denkmal zu setzen.
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