Die Kombination von Zither und Stimme in Alter und Neuer Musik ist für viele ungewohnt. Doch sie ist bereits in der Bibel belegt. Auch das war ein Grund für Peter Kiesewetter, die Kombination von Stimme und Saiteninstrument in seinem Oratorium Bereshit (Im Anfang) einzusetzen. Bereshit ist Name und Textbeginn des ersten Buches Moshe, des Berichts von der Erschaffung der Welt. Ihm folgen die Geschichten der Urväter: eine literarisch sehr dicht und konsequent gestaltete Reihe archetypischer Szenen.
Viele von ihnen lassen sich als Ganzes oder doch im Detail zurückführen auf den gedanklichen Kern »Aus Wenigem Vieles«: Ein Quellstrom speist die vier Ströme des Paradieses; der Turmbau zu Bawèl führt zur Verwirrung der einen gemeinsamen Ursprache, zu ihrer Aufsplitterung und Komplizierung in eine Vielzahl von Sprachen.
Der Turmbau zu Bawèl thematisiert die Sprachverwirrung, ein hochaktuelles Thema in vielerlei Hinsicht. Der letzte Satz des Oratoriums war im Sommer 1995, als die Idee einer zyklischen Folge von Lektionen aus dem Buch Bereshit entstand, die erste Komposition des Zyklus gewesen. »Eine Idee von Georg Glasl, deren Verwirklichung unerwartete, überdimensionale Ausmaße angenommen hat«, merkte Kiesewetter im CD-Booklet-Text an.
Shoshanim für Viola und Zither, entstanden im Jahr 1993, ist das erste von vielen Stücken, die Peter Kiesewetter für Zither schrieb. Dem Werk hat er einen kurzen Text aus dem Hohelied 2,16 vorangestellt: »Mein Geliebter ist mein und ich bin sein, der da weidet unter den Lilien«. Virtuos entwickelt er darin einen Kosmos an bis dahin ungehörten Tonfarben ohne jegliche Eitelkeit und Aufgeregtheit. Georg Glasl
Peter Kiesewetter (1945–2012)
Spur aus GIL für Zither (1996)
Henry Purcell (1659–1695)
Sweeter than Roses
Peter Kiesewetter
Shoshanim für Viola und Diskantzither op. 61 Nr. 1 (1993)
Henry Purcell
Music for a While
Peter Kiesewetter
Niggun Gimel für Basszither und Viola aus Bereshit op. 70/16 (1995/96)
Turmbau zu Bawèl für Sopran und Altzither aus Bereshit op. 70/16 (1995/96)
Ausführende:
Murni Suwetja, Sopran
Kelvin Hawthorne, Viola
Georg Glasl, Zither
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Coronabedingt ist bei reduzierter Platzkapazität eine telefonische Voranmeldung notwendig. Der Zugang zur Akademie ist nicht barrierefrei.