Oskar Loerke: Einsamer
Ich treibe mich um in den Menschenhorden,
Sie sind ohne Sünde;
Ich bin milde geworden.
Sie haben mich nicht hören wollen.
Wo sind meine Gründe,
Ihnen zu grollen?
Nur weil das Meine werter war
Als andres, das begehrter war?
Im Juli dieses Jahres hat der Berliner Senat beschlossen, für das Grab des 1941 verstorbenen Dichters Oskar Loerke die Anerkennung als Ehrengrab nicht zu verlängern. Mit einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung reagierte der Schriftsteller Lutz Seiler, Mitglied der Akademie, auf diesen – inzwischen zurückgenommenen – Beschluss. A. v. Sch.
»In meiner Studienzeit war Loerke den ›bürgerlichen Humanisten‹ und sein Werk der ›Naturlyrik‹ zugeordnet worden. Bis heute verstellt dieser Begriff den Zugang zur stärksten Traditionslinie in der Geschichte des deutschen Gedichts. Das liegt nicht nur an einer reduzierten Auffassung von ›Natur‹, mit der weder Loerke noch Lehmann, weder Eich noch Huchel etwas hätten anfangen können, vor allem hat es mit einem abwertenden Gebrauch des Begriffs zu tun (›Natur‹ – ein Gegenstand von gestern, ›Naturlyrik‹ – eine Dichtung von gestern) … Für mich ist Loerkes Werk groß und wertvoll. Und ich bin nicht der einzige Schriftsteller, der auf diese Weise empfindet.«
Zitiert aus: Lutz Seiler, SZ vom 20.7.2021
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