Szenografie, also das Entwerfen räumlicher Situationen, in denen sich Werke und Menschen begegnen, gab es immer schon, selbst zu Zeiten der höfischen Kunst- und Wunderkammern als »Keimzellen« heutiger Museen. Auch der sogenannte »White Cube«, der mit der Moderne in den 1920er Jahren entstand, ist ein Ergebnis eines bis heute erfolgreichen Konzepts der Szenografie, dem immer noch viele Präsentationen folgen.
Das wirft Fragen auf: Warum gilt es bis heute als idealisierter Standard, dass weiße Wände als Kontext für die Kunst einen geradezu sakralen, neutralen Raum bilden sollen? Gibt es diesen neutralen Raum überhaupt, in dem Kunstwerke angemessen wahrgenommen werden können und gibt es nur eine adäquate Wahrnehmung von Kunst? Welche anderen Wege bieten sich, die ausgewählten Objekte angemessen in den Mittelpunkt zu rücken und das Netzwerk der Verbindungen zwischen den Werken und dem Publikum zu knüpfen und neue Perspektiven zu öffnen? Themen, die Juliette Israël mit ihren Erfahrungen als Szenografin wichtiger Ausstellungen an Museen begleiten und die sie in ihrem Vortrag diskutieren wird.
Juliette Israël hat an der Sorbonne (Paris Nord), der Universität Heidelberg wie der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte und Szenografie studiert. Sie hat an zahlreichen Museen und Galerien als Kuratorin und Szenografin gearbeitet, u. a. am Jüdischen Museum in München, am Tiroler Landesmuseum und sie hat etwa die gestalterischen Konzeptionen der Paul-Klee-Ausstellung in der Pinakothek der Moderne (2018) und der Jawlensky/Werefkin-Ausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses (2019) entwickelt.