Im vergangenen Jahr war der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven und Friedrich Hölderlin. Da ihre Werke während der Pandemie nicht gebührend Gehör fanden, wurde sozusagen nachträglich für das diesjährige Festival Lied & Lyrik ein Programm zusammengestellt, in dem die Kunstgattungen der beiden Jubilare sich ineinander verflechten.
Die Musik des schon zu Lebzeiten gefeierten Komponisten läutete mit radikalen Formen einstmals eine Zeitenwende ein. Sein Zeitgenosse Friedrich Hölderlin fand seine großen Bewunderer erst im 20. Jahrhundert, als die Tonsetzer seine Lyrik entdeckten und sich für das Fragmentarische in seinem Werk begeisterten. So hören wir in diesem Programm Vertonungen von Hanns Eisler und Benjamin Britten, aber auch gesprochene Gedichte und Hymnen des großen, bis heute rätselhaften und modernen Dichters. Die Besonderheit des Abends liegt in der Besetzung mit Akkordeon statt des üblichen Klaviers. Teodoro Anzellotti und Salome Kammer beleuchten aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung im Umgang mit zeitgenössischer Musik die Interpretation von Musik und Sprache ungewöhnlich und neu.
Programm:
Benjamin Britten (1913–1976)
Sechs Hölderlin Fragmente op. 61
Menschenbeifall
Die Heimat
Sokrates und Alcibiades Die Jugend
Hälfte des Lebens
Die Linien des Lebens
Hölderlin
Die Kürze
Beethoven / J.W.Goethe (1749–1832)
Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein
Hölderlin
Wohl geh ich täglich . . .
Beethoven / J.W.Goethe
Wonne der Wehmut
Hölderlin
Das angenehme dieser Welt
Beethoven / C. F. Gellert (1715–1769)
Vom Tode
Beethoven / J.W.Goethe
Lied der Mignon
Hölderlin
Rückkehr in die Heimat
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Bagatellen op. 126
Friedrich Hölderlin (1770–1843)
An die Madonna
Charlotte Seither *1965
HörenMachen
Neun Sprechakte für Stimme solo frei nach Friedrich Hölderlin (2020)
Hanns Eisler (1898–1962)
Hölderlin Fragmente (1943)
An die Hoffnung
Elegie 1943 (Der Frieden)
Die Heimat
An eine Stadt (Heidelberg)
Erinnerung
© Chr. Hellhake,
Salome Kammer
Salome Kammer studierte von 1977 bis 1984 Musik mit Hauptfach Violoncello, u. a. bei Maria Kliegel und János Starker in Essen. 1983 wurde sie als Schauspielerin an die Städtischen Bühnen in Heidelberg engagiert, wo sie fünf Jahre lang in zahlreichen Rollen in den Bereichen Sprechtheater, Musical, Operette und Jugendtheater auftrat. 1988 zog sie nach München, um die Dreharbeiten zu dem Film-Epos Die zweite Heimat von Edgar Reitz zu beginnen. In dieser Zeit begann sie, ihre Stimme auszubilden, und seit 1990 ist sie in Konzerten für Neue Musik als Vokalsolistin zu hören.
In Heimat 3, das 2004 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt und im Anschluss von der ARD ausgestrahlt wurde, zeigte Salome Kammer in der Rolle der Clarissa alle Facetten ihres Könnens.
Salome Kammers Repertoire kann nicht in Sparten und Fächer eingeordnet werden. Es umfasst Avantgarde-Gesang und virtuose Stimmexperimente, klassisches Melodrama, Liederabende, Dada-Lyrik, Jazzgesang oder Broadwaysongs. Zahlreiche Werke der Neuen Musik hat Salome Kammer international uraufgeführt. Komponisten im In- und Ausland, darunter Helmut Oehring, Wolfgang Rihm, Isabel Mundry, Bernhard Lang, Carola Bauckholt, Péter Eötvös oder Jörg Widmann schreiben Stücke für die Künstlerin. Ihr weitgefächertes Repertoire umfasst Klassiker der Moderne wie Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire, Die sieben Todsünden von Kurt Weill, La fabricca illuminata von Luigi Nono sowie Werke von so unterschiedlichen Komponisten wie Cage, Berio, Zender, Aperghis und Kurtág, aber auch Unterhaltungsmusik, wie z.B. die Rolle der Eliza Doolittle in My Fair Lady.
Eine lange Zusammenarbeit verbindet sie mit dem Pianisten und Liedbegleiter Rudi Spring, mit dem sie zahlreiche Liedprogramme entwickelt hat. Auch die deutschen Kabarettbühnen hat sie zusammen mit Peter Ludwig am Klavier mit ihren Chansons bizarres bereist. Salome Kammer unterrichtet Neue Musik für Gesang an der Münchner Musikhochschule. Zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentieren ihr künstlerisches Schaffen. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
© Privat,
Teodoro Anzellotti
Im süditalienischen Apulien geboren, wuchs Teodoro Anzellotti in der Nähe von Baden-Baden auf. Sein Musikstudium im Fach Akkordeon absolvierte er an den Musikhochschulen von Karlsruhe und Trossingen bei Jürgen Habermann und Hugo Noth und trat bald siegreich aus verschiedenen internationalen Wettbewerben hervor. Seit den achtziger Jahren ist er regelmäßiger Gast bei großen Festivals und wird als Solist von führenden Orchestern engagiert. Teodoro Anzellotti hat wesentlich zur Integration des Akkordeons in das klassische Musikleben beigetragen.
Dabei stellte er seine Kunst insbesondere in den Dienst der Neuen Musik. Durch neue Spieltechniken hat er die Klangfarben seines Instruments erheblich erweitert. Mehr als 300 neue Werke wurden für Teodoro Anzellotti geschrieben: von Komponisten wie George Aperghis, Heinz Holliger, Toshio Hosokawa, Mauricio Kagel, Michael Jarrell, Isabel Mundry, Brice Pauset, Gérard Pesson, Matthias Pintscher, Wolfgang Rihm, Salvatore Sciarrino, Marco Stroppa, Jörg Widmann und Hans Zender.
Luciano Berio schuf für ihn die Sequenza XIII, die Anzellotti 1995 in Rotterdam uraufführte und danach bei vielen renommierten Festivals in aller Welt interpretierte. Seit 1987 unterrichtet Teodoro Anzellotti an der Hochschule der Künste Bern, seit 2002 auch an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Seine Diskographie umfasst ein Werkspektrum, das von Bach und Scarlatti über Janáček und Satie bis zu John Cage und Matthias Pintscher reicht.
Kartenvorverkauf:
Spiegelsaal der Harmonie Bamberg:
€ 25 / 20 (ermäßigt)
Ticketvergabe ausschließlich nach telefonischer Anmeldung
(089/290077-116)
unter Angabe der vollständigen Kontaktdaten
ab Montag, 31. Mai 2021
Mo–Fr von 10–14 Uhr
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Max-Joseph-Platz 3
80539 München
Adresse des Veranstaltungsortes:
Spiegelsaal der Harmonie
Schillerplatz 7
96047 Bamberg