Nachdem der Komponist Dieter Schnebel (1930-2018), langjähriges Mitglied der Abteilung Musik der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, im Oktober 2015 in unserer Reihe Engagierte Musik so eindrucksvoll, frei und druckreif gesprochen hatte – »Liebe ist Utopie. Und Musik wohl auch!« –, wünschte er sich hier in der Bayerischen Akademie eine Aufführung seines gerade im Entstehen begriffenen Werkes Yes I Will Yes.
Textliche Grundlage des Monodrams für Sopran, Schlagzeug und eingespielte Audio-Sequenzen ist der Monolog der Molly Bloom am Ende von James Joyce‘ »Ulysses«. Der Titel nimmt die letzten Worte dieser im wahrsten Sinne ohne Punkt und Komma gesprochenen, scheinbar endlosen inneren Rede auf, die zugleich das Ende des gesamten Romans sind.
Das Zuspiel synthetischer Hintergrundklänge und insbesondere des gut achtzigseitigen (!) Monologs in vierfacher Geschwindigkeit begleitet die teils gesprochenen, teils gesungenen Passagen und macht »die unterschiedslose Präsenz von Vergangenem, Gegenwärtigem und Künftigem« (H. W. Gabler) hörbar.
Der Wunsch von Dieter Schnebel erfüllt sich nun einige Jahre später – nach seinem plötzlichen Tod im Mai 2018 und in Vorschau auf seinen 92. Geburtstag, den er am 14. März 2022 gefeiert hätte – in memoriam. P. M. Hamel / N. Brass
Dieter Schnebel (1930–2018)
Yes I Will Yes für Sopran, Schlagzeug und Zuspiel
Texte aus dem Schlusskapitel von James Joyce‘ »Ulysses«, 2016
Ausführende:
Sarah Maria Sun, Sopran
Vanessa Porter, Schlagzeug
Ememkut Zaotschnyj, Klangregie
Axel Schäffler, Video
Dorothee Hartinger, Lesung aus: James Joyce‘ »Ulysses«, aus dem Englischen von Hans Wollschläger
© Suhrkamp Verlag AG Berlin
© Thomas Maximilian Jauk,
Sarah Maria Sun
Sarah Maria Sun zählt zu den herausragenden Interpretinnen in der zeitgenössischen Musikszene. Ihr Repertoire umfasst mehr als 1600 Kompositionen des 16. bis 21. Jahrhunderts, darunter ca. 400 Uraufführungen. Sie ist regelmäßig weltweit in namenhaften Festivals, Opernhäusern und Konzerthäusern zu Gast. Für ihre Darstellung komplexer Frauenfiguren [wie die Doppelfigur Elsa/Lohengrin in Salavatore Sciarrino's Monodram Lohengrin (2017) oder die der Gwen in Philip Venables' Psychose 4.48 (2019)] wurde sie als Sängerin des Jahres nominiert. Ihre Diskografie umfasst mehr als 30 Alben, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden. Sie ist außerdem Illustratorin und Autorin von Kinderbüchern und veröffentlicht eigene Songs mit der Band Titillating Tofu. Seit 2022 unterrichtet sie als Professorin für Zeitgenössische Musik an der Hochschule für Musik Basel.
© Arne Morgner,
Vanessa Porter
Vanessa Porter schloss nach Studien am Royal College of Music London (bei David Hockings) und der Musikhochschule Lübeck (bei Johannes Fischer) 2018 ihr Master-Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (bei Marta Klimasara, Klaus Dreher und Jürgen Spitschka) mit Bestnote ab. Als international tätige Perkussionistin wird sie regelmäßig für unterschiedlichste Projekte, Konzertformate und Programme angefragt. Sie ist Erste Preisträgerin des August-Everding-Musikwettbewerbs München, des International Percussion Competition Luxembourg, des Creative Music Award RC Lindau und des Percussive Arts Contest Italy, erhielt das Deutschlandstipendium, war Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg sowie Stipendiatin des Deutschen Musikwettbewerbs. 2022/23 wird sie als Solistin der ECHO (European Concert Hall Organisation) in den renommiertesten europäischen Konzertsälen zu hören sein.
© Stephan von der Decken,
Dorothee Hartinger
Dorothee Hartinger absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Otto Falckenberg Schule München. Engagements folgten u. a. an die Münchner Kammerspiele, zu den Salzburger Festspielen, an das Schauspiel Frankfurt und ans Thalia Theater nach Hamburg. Seit 2002 ist sie Ensemblemitglied am Burgtheater in Wien. 2008 fertigte der Künstler Erwin Wurm ein Porträt für die Neue Porträtgalerie im Burgtheater von Dorothee Hartinger an. 2001 erhielt sie den Deutschen Kritikerpreis für Theater für ihr Gretchen in Peter Steins Faust. Einladung zum Theatertreffen Berlin mit Viel Lärm um nichts (2006) sowie Die lächerliche Finsternis (2015). An der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien unterrichtet sie das Fach Schauspiel. Seit 2019 ist Dorothee Hartinger Mitglied der Abteilung Darstellende Kunst der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Der Zugang zur Akademie ist nicht barrierefrei.