Der satirische Maler und Zeichner George Grosz (1893–1959) behauptet in seiner Autobiographie Ein kleines Ja und ein großes Nein (1955), er habe sich im Sommer 1933 mit dem Ehepaar Katia und Thomas Mann zu einem Mittagessen in New York getroffen, was zeitlich nicht sein kann. In einer Kolumne der Süddeutschen Zeitung vom Februar 2022 wurde diese Anekdote wiederum als eine der »wirklich fabelhaften Geschichten« bezeichnet, die Grosz in seiner Autobiographie erzähle.
Albert von Schirnding, Mitglied sowohl der Literaturklasse der Akademie als auch des Thomas-Mann-Forums München e. V., machte dessen Vorsitzenden Dirk Heißerer auf diese Unstimmigkeit aufmerksam und bat darum, der Sache einmal nachzugehen. Beim Lunch in New York waren die beiden so unterschiedlichen Künstler uneins in der Frage, wie lange Hitler an der Macht bleiben würde. George Grosz blieb Thomas Mann gegenüber skeptisch, bis an seinen letzten Lebenstag, an dem er in Berlin die Szene vom Mittagessen in New York vor Freunden nachspielte. D. H.
Dirk Heißerer studierte Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Völkerkunde in Bonn und München. Als Literaturwissenschaftler veranstaltet er seit 1988 literarische Spaziergänge und Exkursionen zwischen Schwabing und dem Gardasee. Seit 1999 ist er erster Vorsitzender des Thomas-Mann-Forums München e. V. Zuletzt erschienen in der von ihm herausgegebenen Thomas-Mann-Schriftenreihe Das Rätsel der Sphingen vom Nordfriedhof. Bewahrung bei Thomas Mann, Verlust und Rekonstruktion und Persönliche Erinnerungen an Thomas Mann von Carl Georg Heise, Viktor Mann und Manfred Sturmann (2021).
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