Bereits in den 1990er Jahren analysierte der Komponist Reinhard Febel (*1952) in einer Monographie die Musik für zwei Klaviere seit 1950 als „Spiegel der Kompositionstechnik“. Mit seinen 18 Studien für zwei Klaviere nach Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge überführt er Jahre später die musikgeschichtliche Analyse gleichsam selbst in die kompositorische Praxis und schreibt dazu: „Die Musik Bachs schafft eine relativ gleichmäßige Ebene. Es ist eine recht einheitliche Musik. Das ist fantastisch geeignet dafür, dass man gewisse Prozesse abbilden kann: zum Beispiel, dass man Obertöne dazuschreibt, oder man macht rhythmische Verschiebungen. Es kommen alle Bach-Noten vor, ich habe nichts weggelassen. Es wird also nur addiert. Viele dieser Prozesse sind wie Übermalungen, wie bei Anselm Kiefer oder Gerhard Richter.“
Als Auftragswerk der Bachwoche Ansbach 2015 entstanden und 2020 von dem international renommierten Klavierduo Tal & Groethuysen bei Sony Classical eingespielt (Opus Klassik 2021, Preis der Deutschen Schallplattenkritik), gehören Febels Studien in die Reihe namhafter Bearbeitungen von Bachs kontrapunktischem Meisterwerk und machen dieses im wahrsten Sinne zur Grundlage zeitgenössischer Musiksprache.
Programm
Reinhard Febel (*1952)
aus 18 Studien für zwei Klaviere nach Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge (2013/2014)
Studie 1: Nicht zu langsam (Contrapunctus 1)
Studie 2: Sehr schnell (Contrapunctus 2)
Studie 3: Leicht schwebend, nicht zu langsam (Contrapunctus 3)
Studie 7: Nicht zu schnell (Contrapunctus 7 per Augmentationem et Diminutionem)
Studie 8: Nicht zu langsam (Contrapunctus 8)
Studie 10: Schnell (Contrapunctus 10 alla Decima)
Studie 11: Prestissimo possibile (Contrapunctus 11)
Nikolaus Brass im Gespräch mit Reinhard Febel
Studie 12: Langsam (Contrapunctus 12 Rectus+Inversus)
Studie 13: Prestissimo possibile (Contrapunctus 13 Rectus+Inversus)
Studie 16: Nicht zu schnell (Canon alla Decima. Contrapunto alla Terza)
Studie 17: Presto feroce (Canon alla Duodecima in Contrapunto alla Quinta)
Studie 18: Maestoso, ma molto calmo (Fuga a 3 (4) Soggetti)
Ausführende:
Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen
Reinhard Febel (*1952) studierte Komposition bei Klaus Huber in Freiburg. 1984 war er Stipendiat der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. 1989 übernahm Febel die Professur für Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Seit 1997 ist er Professor für Komposition an der Universität Mozarteum Salzburg. Zahlreiche Gastvorträge und Kompositionsaufträge führen Febel immer wieder nach Übersee (so unter anderem nach Australien, Japan oder Südamerika), aber auch nach Edinburgh, Skopje oder Riga. Febels Œuvre reicht von solistischen und kammermusikalischen bis zu umfangreichen Werken für Musiktheater. 2021 erhielt er den Kompositionsauftrag des Landestheaters Linz, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung, für die Oper Benjamin Button (Uraufführung im Juni 2023).
Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen
Die israelische Pianistin Yaara Tal und ihr deutscher Partner Andreas Groethuysen gelten als eines der weltweit führenden Klavierduos. Großen Anteil am internationalen Erfolg von Tal & Groethuysen hat die exklusive Zusammenarbeit mit SONY CLASSICAL mit über 35 CDs in den vergangenen dreißig Jahren. Zahlreiche dieser Einspielungen erhielten Auszeichnungen, so zum Beispiel elfmal den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“, den „Cannes Classical Award”, fünfmal den ECHO KLASSIK und zuletzt den OPUS KLASSIK 2021. Das Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen ist außerdem Träger des renommierten Jahrespreises des Klavier-Festivals Ruhr 2022.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben.