Für seine Klavier-Komposition „Branenwelten 6“ suchte der Komponist Robert HP Platz eine Möglichkeit, die am IRCAM (Institut de Recherche et de Coordination Acoustique/Musique) in Paris realisierten (live-)elektronischen Klänge nicht wie gewohnt aus Lautsprechern in den Saalecken, sondern direkt aus dem Instrument selbst kommen zu lassen. Die Recherche führte ihn zum Einsatz von Transducern, die den Resonanzboden des Flügels zur Lautsprechermembran werden lassen. So fand er sein inzwischen preisgekröntes „Traumklavier“, das von der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne Bayreuth angeboten und auch von anderen Komponistinnen und Komponisten eingesetzt wird. Auch Werke wie Luigi Nonos „...sofferte onde serene...“ kommen durch dieses Instrument neu zur Geltung. Die enge Verzahnung mit den von Nono vorproduzierten (Klavier-)Klängen führt zu einem integralen Klavierklang, der mit der traditionellen Trennung von Instrument und Lautsprechern nie erreicht werden konnte.
Programm:
Aydin Pfeiffer (*1999)
Toccata in Progress
Cong Wei (*1988)
Endloser Raum
Luigi Nono (1924–1990)
...sofferte onde serene…
Nikolaus Brass im Gespräch mit Robert HP Platz
Robert HP Platz (*1951)
Branenwelten 6
Hören
Ausführende:
Clara Sophia Murnig, Steingraeber Transducer Flügel
Augustin Muller, IRCAM Elektronik
Robert HP Platz, geboren 1951 in Baden-Baden. 1970 begann er in Freiburg/Breisgau Musiktheorie, Klavier und Dirigieren zu studieren. Kompositionsstudium bei Wolfgang Fortner und Karlheinz Stockhausen, Musikwissenschaft bei Elmar Budde, ebenso eine Zeit lang Parapsychologie bei Hans Bender. Dirigieren bei Francis Travis. Mit Ensembles und Orchestern realisierte Robert HP Platz als Dirigent fast 400 Uraufführungen in Konzert und Oper. Platz’ Kompositionen seit 1989 sind Teile eines tagebuchartig in assoziativen Sprüngen sich fortsetzenden Gesamtwerks, im Raum verteilt, polyphon sich durchdringend und überwölbend („Formpolyphonie“). Seit Oktober 2013 hält Robert HP Platz eine Professur für Komposition und Ensembleleitung Neue Musik an der Hochschule für Musik Würzburg inne. Mehrere Textbände erschienen im Pfau Verlag, weitere sind für 2022/2023 in Arbeit. 2013 erschien im Bärenreiter-Verlag „Technik des Violinspiels“ (mit Irvine Arditti). Seit 2016 wird von der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne Bayreuth nach seinen Angaben der erste Midi-Flügel mit fest verbauten Transducern gebaut. Zahlreiche CDs dokumentieren die kompositorische und dirigentische Arbeit von Robert HP Platz. Auszeichnungen u. a. durch den Clef d'Or als „Beste CD des Jahres 2009“.
© Franziska Hackl,
Clara Sophia Murnig
Die österreichische Pianistin Clara Sophia Murnig ist solistisch, kammermusikalisch und als Liedbegleiterin tätig. Sie ist außerdem auf zeitgenössische Klaviermusik spezialisiert und seit 2013 als Lehrende am Ludwig van Beethoven Institut für Klavier in der Musikpädagogik der Universität für Musik und darstellenden Kunst Wien tätig. Konzertierend war sie unter anderem im Edgar Elgar Room der Royal Albert Hall sowie in Sage Gateshead (Vereinigtes Königreich), im Wiener Konzerthaus, im Arnold Schönberg Center Wien, bei den Festwochen Gmunden, dem Festival classic.muerz, dem Festival Styriarte, dem Brahms-Museum Mürzzuschlag, im Beethovenhaus Baden bei Wien, im Bernhard Theater Zürich, in King Alexei’s Place (Russland) und der Kunst-Station Sankt Peter Köln zu hören. Ihre pianistische Ausbildung erhielt sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Ursula Kneihs und Anna Pfeiffer und am Royal College of Music London in Piano Accompaniment bei Simon Lepper und Roger Vignoles. 2012 erhielt sie das STARTStipendium des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in der Sparte Musik und darstellende Kunst. Clara Sophia Murnig war Stipendiatin des Lucy Ann Jones Awards des Royal College of Music London und des Josef-Krainer-Stipendienfonds des Landes Steiermark.
IRCAM
Institut de recherche et coordination acoustique/musique
Das IRCAM zählt weltweit zu den größten Instituten, die sich der zeitgenössischen Musikproduktion in Verbindung mit unabhängiger Forschung widmen. Das Institut, das sich durch das Zusammenwirken musikalischer Avantgarde mit wissenschaftlicher und technologischer Innovation als einzigartig ausweist, wird von Frank Madlener geleitet. Mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirken an den drei Hauptaktivitäten des IRCAM mit – künstlerische Produktion, Forschung und Bildung –, im Rahmen einer Konzertsaison und einem jährlichen Kursprogramm, von nationalen und internationalen Tourneen, als auch während der 2012 ins Leben gerufenen Veranstaltung ManiFeste, die sowohl ein internationales Festival als auch eine interdisziplinäre Sommerakademie umfasst.
Seitdem es von Pierre Boulez ins Leben gerufen wurde, ist das IRCAM eine eigenständige Abteilung des Centre Pompidou und steht unter der Schirmherrschaft des französischen Kultusministeriums. Seit 1995 bilden Kultusministerium, IRCAM und CNRS (Centre national de la recherche scientifique) eine Forschungseinheit STMS (Sciences et technologies de la musique et du son), zu der seit 2010 auch die Universität Pierre und Marie Curie (UPMC) Paris gehört.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben.