Die Bayerische Akademie der Schönen Künste möchte ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine und die Unterdrückung der Freiheit setzen. Am 31. März und am 1. April lädt die Akademie zu zwei Abenden für die Ukraine ein. Für den ersten Abend ist die Aufführung von Werken ukrainischer und russischer Komponisten sowie Lesungen von Texten ukrainischer Autorinnen geplant. Am zweiten Abend zeigen wir Filme des ukrainischen Regisseurs Sergei Loznitsa mit einer anschließenden Diskussion.
Ausgangspunkt für das musikalische Programm ist das Schicksal des ukrainischen Komponisten Denys Bocharov, der sich derzeit wahrscheinlich noch in Kiew aufhält und dessen Streichtrio als Auftragskomposition des Münchner Trio Coriolis eigentlich in dieser Saison in Charkiv, Kiew, Odessa und München gespielt werden sollte.
Auch Marta Haladzhun und Polina Korobkova – eine ukrainische und eine russische Kompositionsstudentin – die beide bei uns leben und studieren, sind durch den Krieg und ihre Positionierung gegen diesen verbrecherischen Überfall in ihrer persönlichen und künstlerischen Zukunft existenziell bedroht. Von ihnen wird jeweils ein Solostück, „La follia“ für Viola solo (von Marta Haladzhun) und das Klavierstück „Flashbacks to perform“ (von Polina Korobkova) in der Akademie aufgeführt.
Ergänzt wird das Programm durch einige Stücke aus dem Zyklus „Between heaven and earth“, 22 Kontrapunkte für Flöte und Klavier, des russischen Komponisten Kamil Tchalaev, der in den 80er-Jahren der russischen Avantgarde-Bewegung angehörte und jetzt in Frankreich lebt und arbeitet.
Valentin Silvestrov, der Doyen der ukrainischen Gegenwartsmusik, musste hochbetagt vor einigen Tagen fluchtartig sein Land verlassen und ist derzeit in Berlin. Von ihm erklingen vier Lieder aus dem Vokalzyklus „Stufen“ auf Gedichte von Fjodor Tjuttschew, Alexander Puschkin und John Keats interpretiert durch die ukrainische Sopranistin Vikoriia Vitrenko, begleitet von dem französischen Pianisten Jean-Pierre Collot.
Sibylle Canonica und Dieter Dorn lesen Texte der ukrainisch-deutschen Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Katja Petrowskaja, die seit 1999 in Deutschland lebt. Dorothee Hartinger, Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, liest einen Text von Bertolt Brecht.
Beide Autorinnen erhielten u.a. den Ingeborg-Bachmann-Preis (Tanja Maljartschuk 2018, Katja Petrowskaja 2013). Für ihren Roman Vielleicht Esther hat Katja Petrowskaja mehrere Preise erhalten. Von Tanja Maljartschuk erschien u.a. der Roman Blauwal der Erinnerung, für den sie in diesem Jahr den Usedomer Literaturpreis erhalten hat.
Der Eintritt ist frei – Aus Solidarität mit der Ukraine bitten wir um Spenden an „Münchner Freiwillige – Wir Helfen e.V.“ (Stadtsparkasse München, IBAN: DE32 7015 0000 1004 8704 14, BIC: SSKMDEMM) oder an das „Deutsche Medikamenten-Hilfswerk action medeor e.V.“, einer Organisation, die der Ukraine mit dringend benötigten Medikamenten hilft. (Sparkasse Krefeld, IBAN: DE78 3205 0000 0000 0099 93, BIC: SPKRDE33)
Das Programm:
Begrüßung: Winfried Nerdinger
Marta Haladzhun (*1994)
La follia für Viola solo
Klaus-Peter Werani, Viola
Salome Kammer im Gespräch mit Marta Haladzhun
Videobotschaft von Polina Korobkova
Polina Korobkova (*2001)
flashbacks to perform für Klavier solo
Jean-Pierre Collot, Klavier
Sibylle Canonica und Dieter Dorn lesen Texte der ukrainisch-deutschen Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Katja Petrowskaja
Videobotschaft von Denys Bocharov
Nikolaus Brass im Gespräch mit Klaus-Peter Werani
Denys Bocharov (*1989)
Powidok Słońca für Streichtrio (nach einem Bild von Władysław Strzemiński)
Kompositionsauftrag des Trio Coriolis
Trio Coriolis:
Thomas Hofer, Violine
Klaus-Peter Werani, Viola
Hanno Simons, Violoncello
Videobotschaft von Kamil Tchalaev
Kamil Tchalaev (*1962)
22 Kontrapunkte, op. 72
Between heaven and earth
Kontrapunkt XI
Kontrapunkt XVII
Taya König-Tarasevich, Barocke Traversflöte (XI) und Renaissance Querflöte (XVII)
Jean-Pierre Collot, Klavier
Dorothee Hartinger liest einen Text von Bertolt Brecht
Valentin Silvestrov (*1937)
Lieder aus dem Vokalzyklus Stufen für Sopran und Klavier
Graue Schatten auf ein Gedicht von Fjodor Tjuttschew
Elegie auf ein Gedicht von Alexander Puschkin
O du meine weise Seele auf ein Gedicht von Fjodor Tjuttschew
An den Schlaf auf ein Gedicht von John Keats
Viktoriia Vitrenko, Sopran
Jean-Pierre Collot, Klavier
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Karten für die Veranstaltung sind eine Stunde vor Beginn erhältlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Der Zugang zur Akademie ist nicht barrierefrei.