Reiner Kunze, 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge geboren, gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern der Gegenwart. Sein Werk – Gedichte, Prosa, Essays und Übersetzungen – erstreckt sich über einen Zeitraum von sechs Jahrzehnten. Es nimmt fortwährend Bezug auf die Geschichte des 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Und es reflektiert beständig über die Freiheit des Menschen. In der DDR, in der Reiner Kunze mit seiner Frau Elisabeth bis zum Frühjahr 1977 lebte, galten seine Gedichte und Prosatexte – oft von Hand zu Hand weitergegeben – als Überlebensmittel. Man konnte – lesend – die Traurigkeit ablegen, wie es im Gedicht einladung zu einer tasse jasmintee heißt. Man konnte Zuversicht bewahren mit Schlussversen aus fast ein frühlingsgedicht: »Nichts / währt / ewig«.
Zu Kunzes prägenden Erfahrungen gehört die Begegnung mit der modernen tschechischen Poesie – mit Lyrikern wie Jan Skácel, Ludvík Kundera oder Vladimír Holan. Über seine aus der Tschechoslowakei stammende Frau Elisabeth fand er in diesen Dichtungen geistiges Asyl. Reiner Kunze übertrug viele der Gedichte ins Deutsche und machte so den Reichtum dieser Poesie hierzulande bekannt. Die eigenen Texte sind immer wieder Zwiesprache mit den vielfach zu Freunden gewordenen Autoren aus Tschechien und der Slowakei. Und sie bringen eine Haltung mit Blick auf das große Lebensthema – die Freiheit – zum Ausdruck, etwa in den Gedichten des Bandes zimmerlautstärke oder in den Prosa-Miniaturen im letzten Abschnitt des Bandes Die wunderbaren Jahre, die von der Zeit nach der Niederschlagung des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei handeln.
Seit den späten 1970er-Jahren leben Reiner Kunze und seine Frau Elisabeth in Erlau, in der Nähe von Passau. Mit die stunde mit dir selbst erschien 2018 der jüngste Gedichtband von Reiner Kunze, der unter anderem Erfahrungen während einer Reise in die Ukraine thematisiert. N. B.
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