»Norbert Gstrein ist ein scharfer Beobachter. Sein literarisches Werk bietet von Anfang an, seit der Publikation der Erzählung Einer im Jahr 1988, eine Art Schulung in präziser Beobachtung. Es richtet den Blick auf unsere Welt, die aus jeder Ordnung gefallen ist, die von Ausgrenzungen, Krieg, Gewalt und Gesinnungsterror in allen denkbaren Erscheinungsformen, mentalen und physischen, gezeichnet ist«, so heißt es in der Laudatio von Friedhelm Marx zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises am 31. Mai 2022 in der Münchner Residenz. »Ebenso genau nimmt Gstreins Werk die Menschen in den Blick, die diese kleinen und großen Desaster registrieren – und, je nachdem, kaschieren, bagatellisieren, instrumentalisieren oder in ungenaue Geschichten ummünzen.«
Norbert Gstrein ist vieles zugleich: genuiner Erzähler menschlicher Schicksale, selbstdenkender Intellektueller, mit allen Wassern gewaschener Kenner der Weltliteratur; ist bekannt für seine Romane von Die englischen Jahre bis Vier Tage, drei Nächte, und ebenso für seine essayistische Analyse der heiklen Kunst des Romaneschreibens Wem gehört eine Geschichte? Norbert Gstrein liest aus seinen Büchern und gibt im Gespräch Auskunft über sein Schreiben, aber auch über die schwierige Frage, welche Wahrheit man eigentlich finden kann im Roman. Noch einmal mit Friedhelm Marx: »Eigentlich beginnen Gstreins Geschichten erst in dem Moment, wenn der letzte Punkt gesetzt ist. Jetzt erst ist es möglich, richtig anzufangen, jetzt erst stellt sich die Idee eines guten Anfangs ein. Es bleibt den Leserinnen und Lesern überlassen, dieses Geschäft zu übernehmen.« Dazu gibt dieser Abend die Gelegenheit. W. M.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben.