Anna Katharina Hahn gehört zu den herausragenden Autorinnen der mittleren Generation. Geboren in der Nähe von Stuttgart, macht sie die schwäbische Metropole zum Zentrum ihrer meisten Romane – womit sie bewusst an Hermann Lenz anknüpft. Allerdings leben ihre Figuren in einer Welt, die ziemlich jung wirkt, von Wohlstand zeugt und keine größeren Sorgen zu kennen scheint. Man studiert, man zieht Kinder auf, man geht seinem Beruf nach. Und trotzdem ist alles furchtbar kompliziert. Eine kurze Stunde auf dem Kinderspielplatz kann sich zur inneren Katastrophe ausweiten und bloß noch an Flucht denken lassen – nur dass kein Ausweg offensteht oder einem, wie es einmal heißt, »der Mut zum scharfen Schnitt fehlt.« Äußerlich geschieht wenig, subkutan glühen die Nerven. Dennoch besitzen Hahns Romane nichts Trostloses. Gäbe es so etwas wie hochliterarische Soaps, durch die der Geist von Mörike weht, fänden sie bei Anna Katharina Hahn ihr Vorbild. K.-H. O.
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