Im Rahmen der 17. aDevantgarde bietet die Bayerische Akademie der Schönen Künste dem Festival made by composers wieder eine Plattform. Zu Gast ist das Trio Phönix-3 aus Augsburg, das sich Uraufführungen von Tobias PM Schneid, Markus Lehmann-Horn und Christian Dieck sowie Werken von Charlotte Bray und Manuela Kerer widmet. Alle Kompositionen suchen die Auseinandersetzung mit dem Bieder_Meier_X zwischen dem 19. Jahrhundert, unserer Gegenwart und Zukunft: Wo sind die Schnittpunkte?
Die Violinistin Mariko Umae, der Pianist Konstantin Lukinov und der Cellist Johannes Gutfleisch führen seit 2022 als Formation Phönix-3 ihre musikalischen und persönlichen Verbindungen zu einem gemeinsamen Neuanfang zusammen. Die mit dem mythologischen Wesen des Phönix verbundene Idee einer zyklischen Entwicklung ist für Phönix-3 ein magisches Symbol der fortwährenden Erneuerung. aDevantgarde ist ein Zusammenschluss von Komponistinnen und Komponisten, der auf Initiative von Wilhelm Killmayer (1927–2017) – Komponist, Lehrer und ehemaliger Direktor der Abteilung Musik der Akademie – sowie von dessen Studentinnen und Studenten als A/DEvantgarde – Projekte Neuer Musik e. V. im Jahr 1991 gegründet wurde. Seitdem findet das aDevantgarde-Festival biennal in München statt. N. B.
Programm:
Charlotte Bray (*1982)
Those Secret Eyes
That Crazed Smile
Christian Dieck (*1982)
Turning Points
Uraufführung
Manuela Kerer (*1980)
Bestie infernali!
Nikolaus Brass im Gespräch mit Markus Lehmann-Horn
Markus Lehmann-Horn (*1977)
Stuck! For Piano Trio
Uraufführung
Tobias PM Schneid (*1963)
Piano Trio No 3 Amadé
Uraufführung der Neufassung
Ausführende:
Trio Phönix-3:
Mariko Umae, Violine
Johannes Gutfleisch, Violoncello
Konstantin Lukinov, Klavier
© Jan-Pieter Fuhr,
Trio Phoenix-3: Mariko Umae, Konstantin Lukinov, Johannes Gutfleisch
Mariko Umae, Konstantin Lukinov und Johannes Gutfleisch von Phönix-3 führen seit 2022 ihre intensiven, bereits unabhängig voneinander bestehenden musikalischen und persönlichen Verbindungen zu einem gemeinsamen Neuanfang zusammen. Die mit dem mythologischen Wesen des Phönix verbundene Idee einer zyklischen Entwicklung ist für das Trio ein magisches Symbol der fortwährenden Erneuerung.
Die vielfach ausgezeichnete Violinistin Mariko Umae stammt aus Kyoto und studierte bei Vladimir Malinin und Daniel Gaede an der Hochschule der Künste in Aichi (Japan) sowie an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Mariko Umae spielte bei zahlreichen Opern- und Sinfonieorchestern wie dem Staatstheater Karlsruhe, Saarländisches Staatsorchester und Nationaltheater Mannheim. Seit 2014 ist sie Vorspielerin der ersten Violinen bei den Augsburger Philharmonikern und erste Violinistin des Leopold Mozart Quartetts, mit dem sie an zahlreichen Uraufführungen und Produktionen beteiligt war, wie zuletzt der Uraufführung des sechsten Streichquartettes von Peter Michael Hamel in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Der Violoncellist Johannes Gutfleisch studierte nach seinem Gaststudium am Leopold Mozart Konservatorium in Augsburg an der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie an der Hochschule für Musik Franz Lst Weimar und belegte unter anderem Kurse bei Harvey Shapiro, beim Amadeus Quartett und beim Petersen Quartett. Er ist seit 2001 Vorspieler bei den Augsburger Philharmonikern und gastiert regelmäßig in verschiedenen Orchestern und Ensembles. 2005 gründete er mit Kolleginnen und Kollegen des Orchesters das Leopold Mozart Quartett. Er initiierte 2009 die Reihe „Zukunftsmusik“, die inzwischen einen festen Platz im Spielplan des Staatstheaters Augsburg hat. Unzählige Uraufführungen und Produktionen unterschiedlichster Genres vom Barock bis zum Free Jazz führten zur intensiven Zusammenarbeit mit namhaften Komponistinnen und Komponisten sowie Musikerinnen und Musikern. Video- und Audioproduktionen wie beispielsweise für die Augsburger Philharmoniker oder die Bayerische Akademie der Schönen Künste bildeten insbesondere in den Pandemiejahren einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit. Mit Mariko Umae verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit im Leopold Mozart Quartett. Eine produktive musikalische Zeit erlebte er mit Konstantin Lukinov insbesondere während der Pandemie-Lockdowns bei gemeinsamen Aufnahmeprojekten.
Konstantin Lukinov, geboren 1989 in Moskau, zog 1997 mit seiner Familie nach Deutschland. Von 2010–2016 beschäftigte er sich neben einem Studium am Moskauer Konservatorium auch mit Jazz, Komposition, Arrangement und Rockmusik. Konstantin Lukinov arbeitet u. a. regelmäßig mit Ensembles sowie Künstlerinnen und Künstlern wie den Augsburger Philharmonikern, dem Münchener Bach-Orchester, dem Dirigenten und Konzertorganisten Hansjörg Albrecht sowie dem Komponisten Tobias PM Schneid zusammen.
Über die Stücke
Charlotte Bray
Those Secret Eyes & That Crazed Smile
„Die Stücke sind durch Themen wie Traum versus Realität und Nacht versus Tag verbunden: Probleme entstehen am Tag und werden nachts durchs Träumen gelindert. ‚Those Secret Eyes‘ ist inspiriert von den weiblichen Hauptrollen in Shakespeares ‚Macbeth': Es spielt nachts und birgt dunkle Unterströmungen von Argwohn, Sünde, Aberglauben und Misstrauen. Beherrscht von den Hauptthemen Schein und Sein, Ehrgeiz und Schuld, wird das Stück von einer grausamen, trockenen Energie angetrieben. Selbst die melodischen Linien vor dem Höhepunkt sind beunruhigend kalt und kalkuliert. ‚That Crazed Smile‘ ist von Shakespeares ‚Ein Sommernachtstraum‘ inspiriert. Es ist ein Fantasy-Stück, das nachts im Mondlicht spielt. Streng kontrolliert variiert die Musik kontinuierlich kleine Motive und Melodien, dreht sich um sich selbst. Die Dummheit und Selbsttäuschung der Liebenden ist zu spüren.“ (Charlotte Bray)
Christian Dieck
Turning Points
„In ‚Turning Points‘ wird das musikalische Material in drei Einschnitten miteinander verwoben und in den Instrumenten verteilt. Mit einem akzentuierten ‚tutti energico‘ beginnt das Spiel der ‚Turning Points‘, das zunächst in einen Legato-Bogen der Streicher mündet. In diesen gesetzten Points eröffnen sich einzelne Musikkammern (Kammermusiken), wie das solistisch eingesetzte Klavier oder das Duo von Violine und Violoncello. Die miteinander verbundenen Points zeichnen somit perspektivisch die Motive zu einem musikalischen Hauptthema nach.“ (Christian Dieck)
Manuela Kerer
Bestie infernali!
„Joseph Haydns Musik begleitet mich, seit ich denken kann. Dabei haben mich neben der handwerklichen Meisterschaft schon immer der Charme und der Witz fasziniert, die aus Haydns Klängen sprühen. Geist- und einfallsreich integrierte er heitere und ironische Elemente, um die Zuhörer zu überraschen oder zum Schmunzeln zu bringen. Wer sagt, die ‚ernste‘ Musik müsse tatsächlich immer nur ernst sein, den straft Haydn Lügen. Dabei hatte er selbst oft nichts zu lachen. Seine Ehe mit Anna Maria war nämlich alles andere als glücklich. In einem Brief beschrieb er seine Frau als ‚infernalische Bestie‘ (Bestia infernale), die ihm so viel wirres Zeug geschrieben hätte, dass er angedroht habe gar nicht mehr nach Hause zu kommen. Das habe sie endlich zur Räson gebracht … Spannend ist natürlich der Umstand, dass dieser Brief an Luigia Polzelli ging, Haydns um 18 Jahre jüngere, langjährige Geliebte. Ob Frau Haydn tatsächlich so furchtbar war, welche Rolle die feurige italienische Geliebte dabei spielte und ob Haydn gar so arm war, werden wir wohl nicht mehr in Erfahrung bringen. Dafür übersetze ich diese unglückliche Dreiecksbeziehung auf Violine, Violoncello und Klavier, die sich auf chromatisch-wackligem Boden bewegen. Wird es einen Betrug geben? Wer betrügt dann eventuell wen? Oder gibt es gar mehrere mögliche Konstellationen? Jedenfalls wird es nicht ohne Hysterie, Schluchzen, Erleichterung und fliegende Fetzen der drei ‚Bestie infernali‘ ablaufen. Denn die Liebe ist ja bekanntlich ein seltsames Spiel …“ (Manuela Kerer)
Markus Lehmann-Horn
Stuck! For Piano Trio
„STUCK – Feststecken – ein Zustand, den wir während der Pandemie neu wahrzunehmen lernten. Ein Zustand, der zu gedanklichen und emotionalen Stauchungen und Zerrungen führte, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. In Musik übersetzt: Alarmiertheit, Ruhe, Aufbegehren, Losstürmen aber dabei Nicht-Weiter-Kommen, Innehalten – Rückzug? (Markus Lehmann-Horn)
Tobias PM Schneid
Piano Trio No 3 Amadé
Korrespondenzen und Dialoge (Annäherung, Entfernung und Rückkehr) in memoriam Gottfried Hefele
„Die nachstehende zentrale Passage aus einem Brief, den Wolfgang Amadeus Mozart wenige Wochen vor dem Tode seines Vaters an Selbigen verfasst hat, und in dem er sein eigenes Verhältnis zum Tod selbst reflektiert, bildet die gedankliche Basis der Komposition meines 3. Klaviertrios: ‚… obwohlen ich es mir zur gewohnheit gemacht habe mir immer in allen Dingen das schlimmste vorzustellen – da der Tod: genau zu nehmen: der wahre Endzweck unseres lebens ist, so habe ich mich seit ein Paar Jahren mit diesem wahren, besten freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß sein Bild nicht allein nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel beruhigendes und tröstendes! Und ich danke meinem gott, daß er mir das glück gegönnt hat mir die gelegenheit, sie verstehen mich, zu verschaffen, ihn als den schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennen zu lernen …‘ (Wien, den 4. April 1787).“ (Tobias PM Schneid)
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben.