Weiß man nicht schon alles von diesem Autor? Im Gegenteil! Hundertfünfzig Jahre nach seiner Geburt, hundert Jahre nach seinem Tod ist Marcel Proust nicht nur einer der großen Anreger der Moderne, sondern der wieder neue, vielgelesene Autor zur Stunde, und das Jubeljahr 2022 hat mit aufsehenerregenden Neuerscheinungen noch einmal ganz andere, überraschende Seiten an diesem Romancier ans Licht gebracht. Andreas Isenschmid bahnt mit seinem Buch Der Elefant im Raum. Proust und das Jüdische einen ganz ungewohnten Zugang zur »Recherche« – sie ist jüdisch von der ersten Zeile der Entwürfe bis zum letzten Zettelchen aus der Todesnacht. Jürgen Ritte folgt in Proust am Genfer See den Spuren des jungen Mannes, der sich auf seinen Reisen wie nebenher Impressionen, Skizzen und Beobachtungen notiert, aber nicht ahnt, wie wertvoll sie sein werden, als er sich Jahre später endlich an sein Meisterwerk macht. Und diesen entscheidenden Moment hat man vor sich mit der sensationellen Erstveröffentlichung von Die fünfundsiebzig Blätter und andere Manuskripte aus dem Nachlass, die nicht weniger sind als die jahrzehntelang verschollene Keimzelle von Prousts Hauptwerk. Andreas Isenschmid und Jürgen Ritte, zwei der besten Proust-Kenner, diskutieren über das, was es jetzt zu entdecken gibt: einen jungen Autor, der alle Erfahrungen – die jüdische Familie, die antisemitische Dreyfus-Affäre, aber auch seine Reiseimpressionen aus mondänen Schweizer Hotels – mit aller Leidenschaft sammelt für einen der größten Romane des 20. Jahrhunderts: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. W. M.
Andreas Isenschmid ist Literaturkritiker. Nach Stationen bei Radio, Fernsehen und Zeitungen arbeitet er für DIE ZEIT und 3sat. Er war Juror beim Bachmannpreis und beim Deutschen Buchpreis. Bereits 2017 erschien die Bildbiografie Marcel Proust.
Jürgen Ritte ist Professor an der Sorbonne Nouvelle in Paris, Literaturkritiker und Übersetzer, sowie Mitbegründer und Vizepräsident der Marcel Proust Gesellschaft. 2016 edierte er die zweibändige Auswahl: Marcel Proust: Briefe 1879–1922.
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