Was hat eine junge ukrainische Frau davon, auf ihren Reisen durch Osteuropa und Deutschland die Leidenschaften der Männer aufzulisten? Wie steht es um die Jobwünsche und Liebeserwartungen von zwei Lembergerinnen, die nach Berlin aufbrechen? Und wohin führen die Pläne des letzten habsburgischen Erzherzogs Wilhelm, »König der Ukraine« (Timothy Snyder) zu werden?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt von Natalka Sniadankos Romanen. Mit dem multikulturellen Roman Sammlung der Leidenschaften (2007), der Thelma und Louise-Fabel Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen (2017) und zuletzt dem Schelmen- und Familienroman Der Großherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde (2021), der mit Mitteln des Programms »Kreatives Europa« der Europäischen Union gefördert wurde, ist die 1973 in Lwiw geborene Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin in die deutschsprachige Literatur gekommen. Ihre Helden sind exzentrisch, ihre Plots abenteuerlich, ihre Geschichten erfrischend anekdotisch. In Natalka Sniadankos Roman kommen – in der Ukraine verdrängte oder verschwiegene – historische Fakten und literarische Fiktionen auf geschmeidige Weise zusammen, über Generations-, Raum- und Zeitgrenzen hinweg, bis in unsere Gegenwart. Dort entdeckt die Autorin, wenn sie ihre Figuren munter auf Zeitreisen schickt, eine gemeinsame Geschichte der Europäer, einen Weg zur Demokratie. Und bringt uns zugleich die Bedeutung von Mutterschaft, Freiheit, Humor nahe.
Natalka Sniadanko arbeitet derzeit mit einem Stipendium im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. In den letzten Monaten war sie vielerorts zu Lesungen, zuletzt in Basel und im Berliner Café Moskau, das am 27. und 28. Februar kurzzeitig in Café Kiew umbenannt wurde. M. B.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben.