Protest oder Kunst? Straße oder Bühne?
Marco Layera (*1978, Santiago de Chile) schreibt fürs Theater, inszeniert und leitet seine eigene Kompanie la resentida (die Nachtragenden), um sich mit der harten Realität der (chilenischen) Gegenwart auseinanderzusetzen. Seine Texte entspringen einem konkreten sozialen und politischen Kontext und handeln doch von Grundlegendem: Der Gewalt von Erziehung, Polizeigewalt, der Scheinheiligkeit von Künstlerinnen und Künstlern sowie den patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaften, unter denen letztlich alle leiden. Seine Theaterkompanie (gegründet 2008) strebt nach einer kühnen Poesie, der Entweihung von Tabus und versucht durch Provokation zum Nachdenken anzuregen. Für jedes Thema und jedes Stück muss eine neue Form gefunden werden. Theater wird so zum Instrument der Kritik und der gemeinsamen Gestaltung von Gegenwart. Im Gespräch mit dem Theatermacher Martín Valdés-Stauber blickt Marco Layera auf seine Beunruhigungen und Arbeitsweisen. Warum Theater? Was muss erzählt werden? Wie kann man die Bühne nutzen?
»Wir können das Geschehen der Straße nicht auf eine Bühne verlagern und es wäre ästhetisch und ethisch unangemessen, die semiotischen und semantischen Ressourcen des sozialen Protests im Theater zu reproduzieren. Auch soll der Theaterbesuch nicht zu einer Demobilisierung der Proteste auf der Straße führen. Und doch sind wir der Realität verpflichtet.
Proteste auf der Straße fordern uns als Theatermacherinnen und Theatermacher heraus und versetzten uns in eine Krise. Um an sozialen Prozessen mitwirken zu können, müssen wir uns neu erfinden: Die Kunst ist herausgefordert, ihre subversive und transformative Fähigkeit (wieder)zuerlangen. Wir sind alle eingeladen, einen Schritt ins Unbekannte und Ungewisse zu wagen, uns zu verirren, Risiken einzugehen und uns in ständige Gefahr zu begeben.« M. L. und M. V.-S.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben.