Die Ernst von Siemens Musikstiftung wird 50 Jahre alt. 1973 begann die Geschichte der für die Neue Musik so wirkmächtigen Stiftung, als Benjamin Britten ihr erster Preisträger wurde. Seither hat die Stiftung nicht nur die wichtigsten Persönlichkeiten des Musiklebens ausgezeichnet, sondern auch ungezählte Projekte gefördert und oftmals erst ermöglicht. Zum Jubiläum laden wir nun gemeinsam mit der Stiftung zu einer Podiumsdiskussion ein, die gegenwärtigen Tendenzen der Neuen Musik nachspürt. Wie könnte sich das Komponieren in den kommenden Jahren entwickeln? Welche Rolle sollen und können die Institutionen dabei spielen? Es diskutieren Komponistinnen und Komponisten aus zwei Generationen – Jessie Cox und Iris ter Schiphorst –, der Musikjournalist Florian Hauser und der Kurator Berno Odo Polzer. Flankiert wird das Gespräch von einem Auftritt des Ensemble NAMES aus Salzburg, das Werke von Luke Bedford und Øyvind Torvund vorstellt.
Programm
Begrüßung
Winfried Nerdinger
Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Begrüßung
Thomas Angyan
Vorsitzender des Kuratoriums der Ernst von Siemens Musikstiftung
Grußwort
Markus Blume
Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst
Luke Bedford (*1978)
Chiaroscuro (2002) für Violine, Violoncello und Klavier
Anna Lindenbaum, Violine
Leo Morello, Violoncello
Alexander Bauer, Klavier
Jessie Cox, Florian Hauser, Bastian Zimmermann und Iris ter Schiphorst
Podiumsdiskussion:
Über Haben und Brauchen: Neue Musik, wohin?
Moderation: Katja Heldt
Øyvind Torvund (*1976)
Plans for Future Ensemble Pieces (2022) für Klarinette, Violine, Violoncello und Keyboard
Marco Sala, Klarinette
Anna Lindenbaum, Violine
Leo Morello, Violoncello
Alexander Bauer, Keyboard
Es spielen Mitglieder des New Art and Music Ensemble Salzburg – NAMES, Ensemble-Förderpreisträger 2023 der Ernst von Siemens Musikstiftung
Biografien
© Adrien H. Tillmann,
Jessie Cox
Jessie Cox
Der Schweizer Künstler Jessie Cox ist einer der wagemutigsten experimentellen Komponisten unserer Tage und macht Musik über das Universum und unsere Zukunft darin. Cox’ Musik geht vorwärts. Wenn er sie beschreibt, vergleicht er sie mit Zeitreisen und Raumfahrt und vergleicht die Rolle des Komponisten mit der eines Raumschiffes, das unbekannte Galaxien bereist. Von der Zeitschrift The New Yorker wird seine Musik als eine nebulöse und sich ständig erweiternde Klangwelt, die „gehauchte Instrumentalgeräusche, klagende Glissandi und kulminierende Stürme rasender Figurationen” umfasst, beschrieben. Cox hat eine enorme Bandbreite an Stücken geschrieben, die von renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie dem Sun Ra Arkestra, der Los Angeles Philharmonic, dem Ensemble Modern und vielen anderen auf verschiedenen Kontinenten aufgeführt wurden. Neben seiner Tätigkeit als Komponist und Schlagzeuger ist Cox auch Wissenschaftler, der über Musik und die Welt schreibt und derzeit an der Columbia University promoviert.
© SRF,
Florian Hauser
Florian Hauser
Florian Hauser ist Redakteur beim Schweizer Radio SRF2 Kultur in Basel. Arbeitsschwerpunkte sind die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Daneben epochen- und spartenübergreifende Features, aktuelle Berichte oder Konzertmoderationen. Wurzeln in München, Studium der Kulturwissenschaften in Norddeutschland und Musikwissenschaft in Basel, Promotion an der Uni Salzburg zur Musikästhetik der Beethovenzeit, langjährige Mitarbeit beim Bayerischen Rundfunk sind weitere Stationen.
© Bettina Stöß,
Iris ter Schiphorst
Iris ter Schiphorst
Iris ter Schiphorst ist eine deutsch-niederländische Komponistin, Musikerin, Autorin und Kuratorin. Ihr Werkverzeichnis umfasst alle Gattungen, darunter 13 Orchesterwerke, mehrere abendfüllende Musiktheaterwerke und diverse Filmmusiken. Ihre Kompositionen sind häufig Reaktion auf gesellschaftspolitische Themen; z. B. meine keine Lieder (2015) für Stimme, Bassklarinette, Klavier/Sampler über den Rechtsruck in Deutschland, Das Imaginäre nach Lacan für Stimme, großes Orchester und Samples (2017) über die Wahrnehmung verschleierter Frauen, oder WHISTLEBLOWER für Solo-Blockflöte, Streichorchester und Sampler über die Gefährdung des Individuums.
Sie selbst bezeichnet ihr Komponieren als ,dialogisch‘. Immer wieder sucht sie die Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, wie in JEDER für Solo-Kontrabassklarinette, großes Orchester, Video und Samples (2018) mit Uros Rojko als Co-Komponist. Iris ter Schiphorst erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Heidelberger Künstlerinnenpreis (2015). Seit 2013 ist sie Mitglied der Akademie der Künste Berlin, seit 2017 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und seit 2021 der Slowenischen Akademie der Wissenschaft und Künste. Seit 2015 lehrt sie als Professorin für Medienkomposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
© Marion Schöning,
Katja Heldt
Katja Heldt
Katja Heldt ist Musikwissenschaftlerin und -journalistin mit dem Schwerpunkt zeitgenössische Musik und lebt in Berlin und Malmö. Sie studierte Musikwissenschaft und Romanistik in Köln, Berlin und Montréal und promoviert seit 2020 an der Universität Lund in Schweden zu „Pionierinnen der elektronischen Musik“. Als Autorin schreibt sie u. a. für Musikmagazine wie die Positionen, die Neue Zeitschrift für Musik, Dissonance, Circuit – Musiques Contemporaines, The Wire, Glissando und VAN. Sie arbeitet für die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik und war als Projektleiterin für die Forschungsprojekte „DEFRAGMENTATION – Curating Contemporary Music“ zu Gleichstellung und Diversität bei Festivals für zeitgenössische Musik und „Donaueschingen Global“ im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Donaueschinger Musiktage verantwortlich.
New Art and Music Ensemble Salzburg – NAMES
NAMES – New Art and Music Ensemble Salzburg
NAMES ist ein 2014 gegründetes Ensemble für zeitgenössische Musik aus Salzburg. Die aus sieben europäischen Ländern stammenden Musikerinnen und Musiker wollen in ihren Programmen und Konzepten verschiedene Formen der zeitgenössischen Kunst miteinander verbinden, um ihren musikalischen Ansatz zu bereichern. Dazu arbeiten sie mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen Disziplinen (Performance, Tanz, Bildende Kunst, Literatur...) zusammen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Integration von Elektronik in den Ensembleklang.
Trotz der relativ jungen Geschichte des Ensembles kann NAMES auf eine reiche Tätigkeit, Projekte und Konzerte an nationalen und internationalen Spielstätten und Festivals zurückblicken (z. B. aspekteSALZBURG, Mixtur Barcelona, Druskomanija Litauen, Daegu Contemporary, Primavera Verona, Schönberg Center Wien, Adevantgarde München). Das Ensemble versteht sich als ein Kollektiv, welches alle künstlerischen und organisatorischen Entscheidungen gemeinsam und demokratisch trifft. Durch die Verknüpfung von Kammermusik und Klangkunst versteht sich NAMES als experimentelles Labor für Liebhaberinnen und Liebhaber neuer Ideen und Klänge. NAMES ist gemeinsam mit dem Ensemble Ekmeles aus New York Preisträger des Ensemble-Förderpreises '23 der Ernst von Siemens Musikstiftung.