Aus Anlass des 100. Geburtstages von Rudolf Wachter (1923–2022) zeigt die Bayerische Akademie der Schönen Künste, der er seit 2003 als ordentliches Mitglied angehörte, eine Ausstellung mit Hauptwerken aus seinem Œuvre.
Rudolf Wachter fand erst spät, in den1970er Jahren, zum Werkstoff Holz. In nur vier Jahrzehnten schuf er Werke für den öffentlichen und den privaten Raum, mit denen er maßgeblich zur Erneuerung der deutschen Holzbildhauerei im 20. Jahrhundert beigetragen hat.
Stets begriff er das Holz als lebendigen, aktiven Werkstoff. Der formgebende Schnitt mit der Kettensäge bis ins Zentrum des zumeist frisch gefällten, noch feuchten Baumstamms war der Ausgangspunkt seines Schaffens.
Durch diesen Kern- oder Schwundschnitt ins Herz des Stammes entwickelt das bearbeitete Holz seine formgebenden Kräfte. Die natürlichen Wuchs- und Schwundprozesse, das Reißen und die Verzweigung des Holzes, die Öffnung des Stammes und die Aufnahme von Raum in diesen bestimmen Wachters Skulpturen ebenso wie das Durchspielen grundlegender Bewegungen und Drehungen, Haltungen und Positionen.
Mit seinem Ansatz, die organisch gewachsene Materialität des Stamms in die künstlerisch bearbeitete Form einzubeziehen, ist Rudolf Wachter ein singulärer Beitrag zur zeitgenössischen Skulptur in Deutschland gelungen. S. W.
Neben eindrucksvollen Holzskulpturen präsentiert die Ausstellung auch frühe Bronzen und Zeichnungen.
Wir danken dem Nachlass Wachter, der Galerie Wohlhüter, dem Museum Lothar Fischer in Neumarkt i.d.OPf. und dem Kunstmuseum Singen für die gute Zusammenarbeit bei der Vorbereitung dieser Ausstellung.
Die Kunsthistorikerin Dr. Stefanje Weinmayr hat mit der Werkmonographie und dem Werkverzeichnis von Rudolf Wachter (München 2021) einen grundlegenden Beitrag zur Erschließung seines Werkes geleistet.