Das Schöne ist das Symbol des Sittlich-Guten.
Immanuel Kant
Im Zusammenhang mit dem 300. Geburtstag von Immanuel Kant in diesem Jahr organisiert die Bayerische Akademie der Schönen Künste eine Reihe von Vorträgen zum Thema Urteilskraft – Gibt es Maßstäbe für Werte und Wertungen? Die Frage nach Werten und Wertung, die Kants Kritik der Urteilskraft zugrunde liegt, soll auf verschiedene Themenbereiche bezogen werden und als Leitlinie dienen, um Maßstäbe zu reflektieren, die uns bewusst oder unbewusst leiten beziehungsweise für unsere heutige Gesellschaft von Bedeutung sein können.
Die Referenten:
30.4. Wilhelm Vossenkuhl
7.5. Martin Düchs
10.6. Horst Dreier
18.6. Thomas Meyer
3.7. Barbara Neymeyr
18.9. Edgar Grande
25.9. Ulrich Pfisterer
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Ausgehend von Kants Ästhetik des ‚interesselosen Wohlgefallens‘ und seiner Rangordnung der ‚schönen Künste‘, beleuchtet der Vortrag ein Panorama von Wertorientierungen in der Literatur und erkundet dabei Spannungsfelder von Idealismus und Realismus, von Traditionalismus und Avantgarde. Während Lessings aufklärerische Dramenpoetik ein vom Mitleidsethos und Toleranzgebot bestimmtes Humanitätsideal entwirft, bestimmt Schiller das Theater als ‚moralische Anstalt‘ mit Bildungsauftrag und als ‚Schule der praktischen Weisheit‘ auch mit Bezug zur stoischen Ethik. Büchner hält einem esoterischen Idealismus seinen sozial engagierten Realismus entgegen, während sich Heine nach dem Plädoyer für politische Funktionen der Literatur wieder einer Autonomieästhetik nähert. Und Musil entwirft Literatur als ‚Morallaboratorium‘ zum Experimentieren mit ‚neuen Seelenformen‘. Wie Thomas Mann seinen Standort im Spannungsfeld von Ästhetizismus und Moralismus bestimmt, zeigt auch seine München-Novelle Gladius Dei: Hier bekommt der Wertekonflikt eine satirische Sprengkraft. B. N.
Barbara Neymeyr ist Literaturwissenschaftlerin und Philosophin. Sie lehrt als Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Klagenfurt. Bücher schrieb sie über Schopenhauers Ästhetik (1996), Kafkas Beschreibung eines Kampfes (2004), Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften (2005) und dessen Essays (2009), über den Einfluss von Goethes Werther auf Büchners Lenz und Hauptmanns Apostel (2012), über E.T.A. Hoffmanns Sandmann (2014), Nietzsches Unzeitgemäße Betrachtungen (2 Bände, 2020) und Schillers Kant-Kritik (2023).
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz, Max-Joseph-Platz 3, Platzkarten vergeben.