Ein Affe berichtet den Mitgliedern einer Akademie von seiner Menschwerdung, oder, wie er es ausdrückt, zeichnet den Weg nach, auf dem »ein gewesener Affe in die Menschenwelt eingedrungen ist und sich dort festgesetzt hat«. Dieser »Rotpeter« genannte Schimpanse ist, neben dem riesigen »Ungeziefer«, in das sich Gregor Samsa eines Morgens verwandelt findet, dem alten Dachs aus »Der Bau«, oder der singenden Maus Josefine – um nur einige zu nennen – eines der prominentesten Tierwesen, die das literarische Universum von Franz Kafka bevölkern. Verstörende Fabeln sind es, grundiert von jenem »religiösen Humor« den Max Brod seinem Freund Kafka attestierte. Sprachlich vollendete Wunderwerke, die sich letztgültigen Interpretationen verschließen und die uns doch – oder vielleicht eben darum – anrühren und hartnäckig beschäftigen.
Nicht weniger verstörend der Bericht eines Mannes, der von seiner vorgeblich flüchtigen Bekanntschaft mit einer »kleinen Frau« handelt – der er aber doch immer mehr zum Ärgernis geworden zu sein scheint – und seiner eigenen, wachsenden und immer wieder durch ihn selbst beschwichtigten Besorgnis, dass ihr, aus diesem Ärger erwachsendes Leid, zum Gegenstand des öffentlichen, seine Existenz bedrohenden Interesses werden könnte.
Der Theaterabend wird inszeniert von Sven-Eric Bechtolf, einem international anerkannten Opern- und Schauspielregisseur. Bechtolf, der zweimal mit dem Nestroy-Theaterpreis als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, bringt seine umfassende Erfahrung und sein tiefes Verständnis für Kafkas Werke in diese Produktion ein.
Der verzweifelte Kampf um Assimilation, der Verlust der Natur, das isoliert sein in einer Gesellschaft oder einer Kultur, der er trotz aller grotesk-heroischen Anstrengungen nie angehören wird und die daraus resultierende Wildheit und Trauer, die Entlarvung der Freiheit, die Enttäuschung, die daraus resultierende listige, einsame Schlauheit … das sind wohl die Themen, die mich interessiert haben. Sven-Eric Bechtolf
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz, Max-Joseph-Platz 3, Platzkarten vergeben.