Die Eindrücke der globalen Realität mit ihren menschengemachten Tragödien, Ungerechtigkeiten, Kriegen und Naturkatastrophen überwältigen und überfordern uns täglich aufs Neue. Diesem negativen Kreislauf setzt die Musik des Abends eine Parallelwelt entgegen – ein illusionistisches Theater von fragiler Schönheit. Alternative Tonalitäten treffen auf die Doppelbödigkeit eines live-elektronisch erweiterten Instrumentariums. Einerseits eröffnen sich Rückzugsräume, in die man sich fallen lassen kann. Andererseits existieren sie selten ohne eine latente Unruhe, eine unbestimmte Sehnsucht, deren Ziel nie greifbar wird, die sich aber immer wieder in den Vordergrund spielt. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen Emotion und Reflexion, zwischen Drang und innerer Einkehr, das dazu auffordert, den eigenen Sehnsüchten Raum zu geben und vermeintliche Gewissheiten in Frage zu stellen. M. v. F.
Programm
Philip Glass (*1937)
Streichquartett Nr. 2 Company (1983)
Martin von Frantzius (*1977)
Streichtrio (2003) für Viktor Suslin
entglitten für Violine und Live-Elektronik (2025)
Uraufführung
Bahar Roshanai im Gespräch mit Martin von Frantzius
Johannes Fritsch (1941–2010)
Nachtstück für Streichquartett (1986/2008)
Robert Walser zu Ehren
Martin von Frantzius
unstillbar.2 für Streichquartett mit Live-Elektronik (2024/25)
Kompositionsauftrag der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 2023, Uraufführung
Martin von Frantzius (*1977 in Pforzheim) war schon früh ein musikalischer Grenzgänger: Während seiner Schulzeit spielte er einerseits im Bachorchester seiner Heimatstadt, andererseits in einer überregional bekannten Folk-Punk-Band.
Nach einem Violinstudium in Lübeck wollte er zunächst Filmkomponist werden, doch im Kompositionsstudium bei Peter Michael Hamel und Georg Hajdu in Hamburg eröffneten sich ihm noch weitere musikalische Welten. Seitdem dient ihm der Computer als Werkzeug für Live-Elektronik und mikrotonale Klangforschung. Weitere Studienaufenthalte führten ihn nach Prag und Lyon. Das Jahr 2011 verbrachte er als Stipendiat an der Cité Internationale des Arts in Paris. Seine Werke reichen von Ensemble- und Kammermusik über Film- und Theatermusik bis hin zu interaktiven Installationen. Dabei bezieht er gerne den Raum, das Licht oder die Bewegung mit in sein Komponieren ein. Von 2017 bis 2022 war Martin von Frantzius Lehrbeauftragter für elektronische Komposition an der Musikhochschule Lübeck. Seit 2013 arbeitet er außerdem als Musiksoftwareentwickler und lebt mit seiner Familie in Hamburg.
© Claudia Höhne,
Bahar Roshanai
Bahar Roshanai, 1981 im Iran geboren, wuchs in Teheran, Nizza und Hamburg auf. Sie absolvierte ihr Musikstudium in Klavier und Gesang an der Hochschule für Künste in Bremen.
Erste berufliche Stationen waren u. a. die Glocke Bremen, das Festival Hamburger Klangwerktage – Festival für zeitgenössische Musik und die Hochschule für Musik und Theater Hamburg in Projekten des KLANG! Instituts. Seit 2009 ist sie regelmäßig als Klavierdozentin im Iran engagiert, u. a. an der Musikhochschule Teheran und am Yarava – Institut für Neue Musik. 2011 gründete sie ihre eigene Klavierschule für Erwachsene Pianovi in Hamburg und arbeitete parallel als freie Mitarbeiterin in Musikvermittlungsprojekten an der Elbphilharmonie und der Hamburgischen Staatsoper. 2018–2019 übernahm sie die künstlerische Leitung der klassischen Konzertformate in der Halle 424 im Oberhafen. Seit Februar 2019 ist sie im Bereich Kultur an der Körber-Stiftung für die Musikprojekte „The Art of Music Education“ mit der Elbphilharmonie und dem Körber Resonanz Labor sowie für die Konzertreihen „2xhören“, „Ohr zur Welt“, „Ukraine & Beyond“ und „In Focus Iran“ zuständig. Zudem ist sie seit 2021 Jurymitglied bei der Hamburger Kulturbehörde für die Sparten Sprech-, Musiktheater & Performance.
© Clärchen und Hermann Baus,
Asasello-Quartett
Im Spiel des Asasello-Quartetts fließen Avantgarde und klassische Ausbildung zusammen. Das Ensemble übernimmt mit seinem Repertoire, interdisziplinären Kooperationen mit Tanz und Darstellendem Spiel sowie als Veranstalter Verantwortung für die Königsdisziplin Streichquartett im 21. Jahrhundert und fördert den Dialog zwischen Ost und West. Engagement und Qualität des Asasello-Quartetts wurden vielfach ausgezeichnet, und eine langjährige Zusammenarbeit mit Stiftungen und öffentlichen Kulturinstitutionen ermöglicht die kontinuierliche Umsetzung der Ideen des Ensembles. Das Asasello-Quartett folgt Einladungen zu bedeutenden Festivals und Konzerten. Seine Aufnahmen finden international Anerkennung und wurden u. a. mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik und der Gramophone Editor's Choice ausgezeichnet. Zu den namhaften Mentoren des Asasello-Quartetts zählen der Violinist und Gründer des LaSalle String Quartet, Walter Levin, das Alban Berg Quartett und der Violinist Chaim Taub. Der Name Asasello ist dem Roman Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow entlehnt.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz, Max-Joseph-Platz 3, Platzkarten vergeben.